Neue Nutzung der ortsbürgerlichen Allmend
Um 1831 gelangten grosse "Waldungen, das freie Land und Wiesen und Weiden" in den Besitz der Ortsbürgergemeinde Bremgarten, darunter war auch die untere und obere Allmend, heute Fohlenweide und Waffenplatzareal. Um 1860 wurde das Land parzelliert und den Ortsbürgern zur Nutzung zugelost. Dies funktionierte bis zur Jahrhundertwende recht gut. Es gab aber immer wieder Streitigkeiten, wer welche Parzelle zugelost erhalten sollte.
Aus diesem Grund wurden 1903 54 ha an die Pferdezuchtgenossenschaft des Kantons Aargau verpachtet. Somit entstand auf der Allmend ein Landwirtschaftsbetrieb mit Fohlenstallungen und Ökonomiegebäuden, welche durch die neue Pächterin erstellt wurden. Das Pächterhaus kam erst später dazu. Der so entstandene Betrieb diente ausschliesslich der Aufzucht von Arbeitspferden der Freiberger Rasse und der Haltung von Rindern.
Landverkauf an die Schweizerische Eidgenossenschaft
1959 beschloss die Ortsbürger-Gemeindeversammlung den Verkauf von fast 52 Hektaren an die Schweizerische Eidgenossenschaft zwecks Errichtung des heutigen Waffenplatzes mit Kaserne etc. Der Bund erstellte eine neue Strasse über die Fohlenweide bis zur Hegnau. Die Nutzfläche für die Pächterin wurde stark dezimiert und betrug nur noch 40 ha Ortsbürgerland (Weideland) und ca. 12 ha zusätzliches Pachtland zur einge-schränkten Nutzung vom Waffenplatz.
Der gescheiterte Vergnügungspark
Anfangs der 1960er Jahre entstand die Idee eines öffentlich zugänglichen Freizeit- und Vergnügungsparks. Das Projekt scheiterte aber, da keine Bank die Finanzierung sicherstellen wollte.
Eine fast vergessene Tradition waren die Kadettenmanöver anlässlich des Bremgarter Jugendfestes, welche auf und im Umfeld der Fohlenweide stattfanden. Das letzte Kadettenmanöver fand anlässlich eines Jugendfestes anfangs der 1950er Jahre statt.
Veranstaltungen und Anlässe
Das grosse Areal war öfters Schauplatz von grösseren Veranstaltungen. Mehrmals wurde nach dem zweiten Weltkrieg ein Flugtag durchgeführt. Nebst den Springkonkurrenzen (seit 1924) sind auch die Offiziers- und Dragonerpferderennen zu erwähnen (2. Weltkrieg bis 1968). Im Jahre 1967 kamen etwa 8000 Besucher zum Militärpferde-rennen, welches zuerst vom Rennverein Wohlen später vom Kavallerieverein Muri und Umgebung (heute RV Muri-Bremgarten) organisiert wurde.
Bis 2002 wurden die jährlichen Pferdesporttage Bremgarten durchgeführt und 1965 fand auch das Nordwestschweizerische
Schwingfest auf der Fohlenweide statt. 1983 war die Fohlenweide Schauplatz der ALA.
Die neue Pächterin
Ende der 1950er Jahren nahm der Bedarf an Arbeits- und Militärpferden rapid ab. Davon betroffen waren die Pferdezüchter und auch die Pferdezuchtgenossenschaft Aargau mit ihrem Fohlenaufzuchtbetrieb in Bremgarten.
Dieser Umstand aber auch Uneinigkeiten zwischen den Parteien führte 1972, nach
68 Jahren, zur Auflösung des Pachtverhältnisses. Ein ähnliches Schick-sal ereilte zeitgleich die Fohlenaufzucht-Genossenschaft Juraweide in Biberstein.
Die Genossenschaft führte dort eine Fohlenaufzucht für Halbblutpferde samt Landwirtschaftsbetrieb. Da die Stadt Aarau und der Kanton Aargau dieses Land aufkauften, war die Genossenschaft quasi heimatlos. Es war eher Zufall, dass die Fohlenweide Bremgarten zeitgleich neu zur Verpachtung frei wurde. So entstand 1972 ein Pachtvertrag zwischen der Ortsbürgergemeinde Bremgarten und der Juraweidgenossenschaft.
Die Fohlenweide heute
Unter dem neuen Namen "Genossen-schaft Fohlenweide Bremgarten" realisierte die neue Pächterin neue Wohn- und Ökonomiebauten: Verwalterhaus, Pferde- und Fohlenstallungen, Reithalle und Rindermaststall (1985 Umstellung auf Mutterkuhhaltung). Die Pensionspferdehaltung wurde ausgebaut und auf ca. 25 Boxenplätze erweitert.
Der erste Verwalter war Heinz Siegrist. Er leitete den Betrieb bis 1987.
Nachfolger wurde das Verwalter-Ehepaar Rudolf und
Brigitta Boschung, welches den Betrieb ab 2002 bis Ende 2016 in Pacht auf
eigene Rechnung bewirtschaftete. Seit dem 1. Januar 2017 ist Susanne Rothenfluh die neue Pächterin des gesamten Betriebs. In diesem Jahr wurden die Fohlenstallungen mit Permanentausläufen erweitert sowie der Brunnenstall umgebaut, so dass nun zusätzlich sieben Auslaufboxen und vier Fensterboxen entstanden sind.
Quelle: Walter Troxler, ehemaliger Vizeammann der Stadt Bremgarten (Bremgarter Neujahrsblättter 2017)